ALEX A. NAANOU
Jedes Detail wirkt durchgeplant. Doch die Alltagsszenen aus dem modernen Moskau inszeniert der junge Fotograf Alex A. Naanou nie. Eine Interaktion entsteht bei Naanou nur durch seine Präsenz - er kann sich in der Masse nicht unsichtbar machen, seine Rolle als Fotograf wird von den Akteuren zwar wahrgenommen, doch auf gewisse Art und Weise wird er damit selbst Teil des Geschehens. Geboren in Kuwait, zog der junge Naanou 1991 nach dem Einmarsch der irakischen Truppen mit seinen Eltern und seinem Bruder zeitweise nach Syrien. Der Sohn einer Modedesignerin und eines Architekten wuchs in einem kreativen Umfeld auf, entschloss sich aber nach seiner Auswanderung nach Moskau für das Informatikstudium. Trotzdem bleibt die Fotografie für ihn sein Hauptkommunikationsmittel. Seine dynamischen, lebensechten und greifbaren Alltagsaufnahmen zeigen Moskauer Situationskomik mit einer Portion Neugierde und einem kleinen Augenzwinkern, immer wieder geprägt vom ‹typisch russischen› Klischee.
SERGEY CHILIKOV
«Jedem Foto muss eine tiefe Empfindung zugrunde liegen», sagt Sergey Chilikov (*1963) über seine Arbeitsweise. Und tatsächlich ist es eine starke Emotionalität, die seine Fotografien verbindet, ganz gleich ob sie nun nackte Frauen am Strand oder alte russische Mütterchen in ihren zerbröckelnden Behausungen zeigen. Seit Mitte der siebziger Jahre spürt der promovierte Philosoph Chilikov den Geheimnissen der russischen Seele mit seiner Kamera nach. In der abgelegenen Provinz Mari El, in der er lebt, richtet er seinen Blick auf das Leben der einfachen Leute und hat dabei eine unverwechselbare Bildsprache entwickelt, die ihn vor jeder romantisierenden Verklärung des Landlebens bewahrt. Chilikov begann seine fotografische Karriere 1976 in der Kreativgruppe ‹The Fact› zusammen mit den Künstlern Mikhailov, Evlampiev, Likhosherst, Voetskiy. Seit 1989 begibt er sich fortlaufend auf einen fotografischen Streifzug durch ländliche, russische Ortschaften - fernab der urbanen Hektik und der städtischen Anonymität. Er dokumentiert skurrile, offenherzige Einblicke in die russische Seele und präsentiert ein Bild von einem Russland der anderen Art, wie es der westeuropäische Betrachter wohl kaum erwartet hätte.
Kurator/in: Christoph Kern & Sandra Kramer