13.00 h ‹Winter, Go Away!›
Zehn Regieabsolventen der Marina-Razbezhkina-Schule für Dokumentarfilm und Theater in Moskau hatten zwei Monate lang ihre Kamera dabei, um den Volksprotest gegen Wladimir Putins erneute Kandidatur für die Präsidentschaft zu dokumentieren. Anton Seregin, einer der 10 Regisseure präsentiert den daraus entstandenen Film ‹Winter, Go Away! ›
Eintritt frei (Kollekte)
14.30 h ‹City of Change›
Milo Rau und das IIPM (International Institute of Political Murder) zeigen ihren vielbeachteten Film über ihr mehrjähriges Projekt ‹City of Change›, mit dem sie sich 2011 auf die Suche nach Demokratie gemacht und die Ostschweizer Textil- und Bücherstadt St. Gallen zur Weltmetropole des neodemokratischen Wandels erklärt haben. Durch die Forderung nach einem Wahlrecht für alle und die Auswahl politischer Führungskräfte aus der Bevölkerung mithilfe eines Zufallsgenerators hat ‹City of Change› weit über die Ostschweiz hinaus von sich Reden gemacht. Wer also miterleben will, wie die Bevölkerung einer ganzen Stadt die Schweizer Politik charmant links überholt und wer Zeuge sein will, wie es sich anfühlt, wenn die Kunst tatsächlich an der Macht ist, sollte sich diesen Film nicht entgehen lassen.
Eintritt frei (Kollekte)
16.30 Uhr | Diskussionsforum zum Demokratiebegriff in Europa
Die Demokratien in Europa befinden sich im Stresstest: Demonstrationen gegen führende Banken, gegen autoritäre Staatsoberhäupter, gegen bestechliche Politiker und die Abhängigkeit der Politik von Wirtschaft, Kirche oder Medien sind ebenso Zeichen der Herausforderung, wie Volksentscheide, die im Konflikt mit Menschenrechten und Persönlichkeitsrechten stehen. Demokratie ist interpretierbar - allerorten versucht man, das System als Prozess neu abzusichern. Journalisten und Wissenschaftler diskutieren den derzeitigen Stand der Demokratien in Russland, der Schweiz und der Europäischen Union.
Referate:
Dirk Baecker (Soziologe; Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und -analyse an der Zeppelin Universität (ZU) in Friedrichshafen): Die Demokratien in der Krise? - Soziologische Aspekte des Demokratiebegriffs und Merkmale des Demokratie-verständnisses der westlichen Demokratien
Ueli Mäder (Soziologe; Ordinarius für Soziologie an der Universität Basel mit besonderem Schwerpunkt auf Fragen der sozialen Ungleichheit sowie Konflikt- und Kooperationsforschung): Die Schweiz als Labor der Direkten Demokratie - Chance und Risiken. Ein Modell für Europa?
Yury Saprykin (Philosoph, Journalist und Publizist): Putins Ära - Sonderfall einer Staat-demokratie. Dissidentische Bewegungen in Russland.
Eintritt frei (Kollekte)
19.30 h ‹DEMOKRATIE.DOC›
Joseph Beuys Theater Moskau und teatr.doc
Für den deutschen Regisseur Georg Genoux ist jeder Mensch ein Künstler. Dieses Beuys‘sche Motto kommt nicht von ungefähr. Seit 2007 leitet der gebürtige Hamburger das Moskauer Offspace-Theater Joseph Beuys. Mit zeitgenössischer Performance nach dem Vorbild Beuys will er vernachlässigte und tabuisierte Themen auf Moskauer Bühnen bringen. Nach dokumentarisch erarbeiteten Stücken, in denen es um das Leben mit HIV (‹Sapoljarnaja Prawda› – Die Wahrheit jenseits des Polarkreises) oder um die Gefühlswelt einer Nazitochter (‹Anne und Helga›) ging, setzt sich Genoux in ‹Demokratie.doc› nun mit dem Begriff der Demokratie auseinander. ‹Demokratie.doc› ist kein Stück, sondern eine Versuchsanordnung, in der die ‹Zuschauer›, geführt von Moderatoren, ihre eigene Handlung, ihre eigenen Dialoge, ihre eigenen Figuren entwickeln. Es gibt keine Schauspieler und jeder Zuschauer des Abends ist mitverantwortlich für die Gestaltung der Demokratie an diesem Abend. Ein Experiment mit ungewissem Ausgang.
Im Moskauer Kellertheater ‹teatr.doc› war diese Produktion über Monate ausverkauft.
Regisseur: Georg Genoux
Autorengruppe: Nina Belenitzkaya, Ivan Ugarov, Arman Bekenov, Jelena Margo, Georg Genoux
Moderatoren: Armnan Bekenov. Jelena Margo
Projektkoordination: Anna Afanasyeva
Mit freundlicher Unterstützung des Cultural Policy Institute (CPI), Moskau
Kaserne: CHF 15.- / 10.-